In der Schule war ich ab meiner Pubertät recht frech, konnte es mir aber leisten, da ich gute Zensuren hatte und begabt war. Ich hatte einen Sonderstatus, kam täglich 5 Minuten zu spät, wurde aber von den meisten geschätzt, Lehrer wie auch Schüler und sogar insgeheim bewundert. Ich legte immer Wert auf meine eigene Meinung und dass man die Dinge hinterfragen sollte und nicht einfach alles so hinnehmen. Es war an meinen Fragen zu erkennen, dass ich am Unterricht teilnahm und ihn verfolgte, obwohl ich in allen Stunden, wo es mehr ums Zuhören ging, besonders in Geschichte, immer am Zeichnen war.
Die Kunst war von Anfang an meine Leidenschaft. Meine fleissigen Zeichnungen und Malereien in der Grundschule gipfelten in einem sehr schönen Buch mit handgeschriebenen und gezeichneten Bastelanleitungen. Ich weiss derzeit nicht wo sich das Dokument befindet, ich vermisse es sehr, denn ich wollte es eigentlich einscannen und veröffentlichen. In der Grundschule war ich fast immer Klassenbeste, ich habe den Übertritt ins Gymnasium mit der zweitbesten Arbeit der ganzen Schule bestanden.
Später im Gymnasium waren die Zensuren im Durchschnitt gut bis befriedigend. Ich hatte immer Probleme mit Mathe und Physik. Mein Mathelehrer, der Herr Ribic, Gott hab in selig, hat mir beigebracht, dass sich der Horizont schnell verändert wenn man den Berg ein Stück hinaufklettert. Er war auch Bergsteiger. So habe ich immer angefangen bei Schwierigkeiten in den Übungen, dass ich erstmal eine Faktensammlung gemacht habe um dann weiterzusehen. In der Kollegstufe war ich sehr glücklich mit meinen beiden Leistungskursen Kunst und Französisch, es war eine sehr schöne Zeit. Meine Ferien verbrachte ich immer in Frankreich in meiner Wahlfamilie bei meinem Freund, seinen Geschwistern, Eltern und Grosseltern sowie unseren Freunden. Allerdings habe ich die Abiturprüfung wegen Mathe nicht bestanden, ich war etwas manisch, was aber damals keiner wusste. Ich bin dann mit einer Nachprüfung noch durchgekommen. Es wäre aus heutiger Sicht besser gewesen, ich hätte das letzte Schuljahr wiederholt, um mir genauer zu überlegen, was ich dann eigentlich machen will oder kann.
Die Beziehung mit meinem französischen Freund ist leider an meiner Untreue gescheitert. Ich denke, dass ich einerseits jung, attraktiv und wild war und andererseits damals schon manisch. Ich habe damals noch geglaubt, dass Liebe nichts mit körperlicher Treue zu tun hat. Erst viel später habe ich erfahren, wie sich Eifersucht anfühlt. Seitdem bin ich treu.
1987 habe ich Abitur gemacht und hatte danach eine schwere Depression, weil ich Kunst studieren wollte, aber weder moralische noch finanzielle Unterstützung von zuhause bekam. Ich bin zuhause ausgezogen, musste arbeiten um mein Zimmer in einer Zweck-WG zu finanzieren und habe es so alleine nicht geschafft eine Mappe vorzubereiten.
Mein Stiefvater Walter hat mir im Herbst nach meinem Abitur etwas mitgeteilt. Ich befand mich selbst in einer schweren Depression und er hatte auch Depressionen. Nur mir hat er in der Küche meiner Mutter gesagt, dass er sich umbringen will und er überlegt wie er es machen soll. Ich habe sehr halbherzig gemeint, dass er es doch lieber lassen soll, aber eine Vorstellung in Form von Hilfe mit Therapie oder was auch immer hatte ich damals noch nicht. Ich war ähnlich verzweifelt wie er, doch ich war wie versteinert und konnte keine Entscheidungen treffen.
Ein paar Tage später hatte er sich am Fensterkreuz erhängt. Erfolgreich. Ende. Vater weg vom Fenster. Ich war völlig starr vor Schreck, ich konnte nicht weinen im Gegensatz zu meiner Mutter und meiner Schwester. Er war die längste Zeit mein Papa und dafür danke ich ihm. Leider ist er viel zu früh von uns gegangen. Sein Selbstmord hat mich mit versteinertem Entsetzen hinterlassen. Mama und meine Schwester haben verzweifelt geweint und das Ganze war wirklich sehr dramatisch. Ich habe nur blöd geschaut. Ich war völlig verloren ohne ihn als Vaterfigur. Es war mit dem Rest der Familie nicht einfach ist. Sie sind oft hysterisch und streitsüchtig gewesen.
Meine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin habe ich in mehreren Etappen gemacht. Zweimal bin ich durch die Prüfung gefallen. Das erste Mal 1991 wegen Blackout, ich war schlecht vorbereitet. Um diese Ausbildung zu machen bin ich von Berlin nach München zurückgekehrt. Erst war es ruhig zu Hause, nur ich und meine Mutter. Ich habe gelernt und war fleissig. Gegen Ende der Ausbildung ist meine Schwester in die gemeinsame Wohnung wieder eingezogen und es gab ständig Streit und Geschrei. Das Geschrei zuhause hat mich meine ganze Kindheit und Jugend begleitet und ich dachte immer, dass mir irgendwann die Sicherung durchbrennt, was ja dann ab 1992 in Form von Psychosen geschah.
Zurück zur Prüfungssituation. Meine Mutter hatte mich so unter Druck gesetzt, dass ich mir noch vor Abschluss der Ausbildung eine Arbeit suchen soll, dass ich einen Zeitarbeitsjob angenommen habe, statt mich auf die Prüfung vorzubereiten. Ich bin auch in eine WG gezogen, weil ich es zuhause nicht mehr ausgehalten habe. In der mündlichen Abschlussprüfung hatte ich dann einen Blackout und wusste gar nichts mehr. Also kein Abschlusszeugnis. Ich habe dann in verschiedenen WGs gewohnt, ein bisschen gejobbt und wusste nicht so recht, wie es weitergehen soll.
1991 verliebte ich mich in einen Geschäftsführer in einem Szene-Lokal. Ich sass irgendwo im Lokal, habe gezeichnet und geschrieben und habe ihn beobachtet. Wir sind uns mit der Zeit näher gekommen, hatten dann auch mal einen One-Night-Stand. Wir haben dann eine seltsame Kommunikation über Dritte oder nonverbaler Art entwickelt.
In meiner ersten Psychose fiel mir dann ein, dass ich ihm in einer wilden Nacht, wo ich mit Musikern von „Die Ärzte“ unterwegs war, Rache geschworen hatte, weil er uns nicht in die Disco reinlassen wollte. Er war damals dort noch Türsteher. In meiner Psychose habe ich mir dann eingebildet, er würde wie ein Vampir zum Fenster reinfliegen. Ich hatte Visionen vom Weltuntergang, der nur durch eine Besinnung der Menschheit aufgehalten werden kann. Heute stehen wir kurz davor, dass der Maya-Kalender zu Ende geht und eine völlig neue Epoche beginnt. Es gibt inzwischen unzählige Bücher und Channelings zu diesem Thema. Vieles, was ich zuerst in Visionen gesehen hatte, habe ich dann später in spirituellen Büchern wiedergefunden. 1992 war meine erste Psychose und Kryon schreibt dazu, dass es wirklich auf der Kippe stand mit der Menschheit zu diesem Zeitpunkt.
Bei meiner ersten Einlieferung wusste ich das Datum nur mit Mühe.
Der Hausarzt meiner Mutter hatte für mich einen Krankenwagen bestellt. Ich hatte mit ihm telefoniert und seine Stimme hatte einen seltsamen Hall, so als würde er in einer Kathedrale stehen.
Ich hatte meine Mappe mit meinen Zeichnungen bei mir. Die Männer kamen und möglicherweise hatten sie tatsächlich weiße Turnschuhe an. Ich stieg in das Fahrzeug und war mir über den Ernst der Lage überhaupt nicht im Klaren. Ich dachte wir fahren zu einer Party.
Der Fahrer fuhr mit einem Affenzahn und Blaulicht den Weg hinaus
in die psychiatrische Klinik. Er muss wohl Angst vor mir gehabt haben. Ich hatte auch große Angst bei dieser Geschwindigkeit. Warum ich ein Notfall war, habe ich nicht verstanden. Es war wie ein Film.
Dort angekommen musste ich in einem Zimmer warten. Meine Mutter hatte mir frische Kleidung eingepackt und ich wollte mich umziehen. Die Ambulanzfahrer warteten mit mir in dem Raum und haben sich einen Spaß daraus gemacht, absichtlich nicht wegzusehen, als ich sie darum gebeten hatte, weil ich meine Kleidung wechseln wollte.
Später habe ich auf meinen Wunsch hin einen Becher Wasser bekommen. Ich hatte den Gedanken, dem Ambulanzfahrer das Wasser ins Gesicht zu schütten, weil ich mich zuvor so über ihn geärgert hatte. Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, ob das gut ist, hatte ich es schon getan. Reflex.
Dann ging alles ganz schnell. Man packte mich und fesselte mich ans Bett. Fixierung nennen sie das. Ich habe die ganze Nacht nur geschrien. Es war furchtbar. Man hat mir Medikamente gespritzt. Ich konnte mich nicht wehren. Irgendwann hatte ich mir wohl dann nach ein paar Stunden die Seele aus dem Leib geschrien und wurde ruhiger. Um das Trauma dieser Behandlung, die mir wie eine Vergewaltigung vorkam, zu verarbeiten, habe ich viele Jahre gebraucht.
Das nimmt mich heute noch total mit, viele Jahre danach, mir wird Angst und Bange, wenn ich daran denke. Von diesem Moment an, war ich plötzlich ein verunsicherter Mensch. Von einem Tag auf den anderen hatte sich meine Persönlichkeit total verändert.
Mir war in meiner Psychose nicht bewusst, wo ich mich befand. Ich habe immer wieder gefragt, ob meine Schwester und meine Mutter in einer anderen Abteilung der Rettungsstation sind. Ich dachte wir wären die Überlebenden des Weltuntergangs. Als man mir Blut abgenommen hat, habe ich gefragt, ob ich bald nun kein Blut mehr im Körper hätte. Ich hatte mir eingebildet die Transformation zum neuen Menschen wird ohne Blutkreislauf sein und wir werden alle leichtere und andere Wesen. Nach einer Woche habe ich den Arzt gefragt, wie lange ich dort noch Urlaub machen darf. Ich war in einer geschlossenen Abteilung der Psychiatrie und wusste das immer noch nicht.
Heute glaube ich, dass sich nur unsere Intuition und Hellsichtigkeit verbessern wird und wir mehr soziale Kompetenz erlangen werden durch die Wende, die auf den 21.12.2012 datiert ist. Allerdings geht der Prozess langsam vor sich und vieles ist bereits im Gange. Revolutionen, Katastrophen, Vereinigung in Netzwerken und neue, freie Kommunikation im Internet.
Der nächste Versuch an der Dolmetscherschule war ein Besuch derselben Klasse 1994/1995. Wieder die schriftliche Prüfung bestanden, dann aber leider in der geschlossenen Psychiatrie zum Zeitpunkt der mündlichen Prüfung. Ich habe diese Prüfung dann 1998 mit sehr guten Zensuren bestanden. Ich hatte eine sehr nette französische Nachhilfelehrerin, die alles mit mir bis zum Erbrechen gepaukt hat. Ich hatte bei Herrn Forestier in der gleichen Fachkundeprüfung, wo ich damals eine 6 bekommen hatte, dann eine 1 mit Stern. Hat aber lange gedauert das Ganze. Zwischendurch war ich entweder in der Psychiatrie oder hatte Zeitarbeitsjobs, die kaum zu ertragen waren.
Meine Ausbildung zur Kreativitätstrainerin hatte auch eine Pause. Ich hatte zwischendurch eine Kündigung bekommen, weil bekannt wurde, dass ich psychisch krank bin. Ich habe dann soviele Briefe und Emails geschrieben, dass man mich dann doch noch die Ausbildung hat fertig machen lassen. Das Zertifikat ist von 2005, angefangen habe ich mit der Ausbildung schon 2001.
Wenn ich belastbarer wäre würde ich gerne noch studieren, Kunst und Französisch, Lehramt für Realschule, das kann man auch in meinem Alter noch. Ich gehe einfach gerne zur Schule oder Ausbildung und eine richtige Universität würde mich reizen. Ich habe dort in dem Fachbereich schon mal eine Mappe vorgelegt und die Professorin meinte, ich hätte durchaus Chancen, sollte aber noch mehr Skizzen und Zeichnungen bringen.
Ich habe sehr häufig meine Stellen gewechselt weil mir meine psychischen Befindlichkeiten Ausfallzeiten beschert haben und das kann kein Arbeitgeber dulden. Immer wieder Psychiatrie, erst manisch, meist drei Monate, dann depressiv, auch drei Monate. Wenn man nach einem halben Jahr zurückkommt, bekommt man als erstes eine Kündigung serviert. Ausserdem war ich nie glücklich mit meinen Bürojobs, dieses 9 to 5 und der Alltagstrott machen mich krank und mürbe. Es gab nur selten Tätigkeiten, die mir Freude gemacht haben. Z. B. im technischen Notruf, Pannen, Unfälle, europaweit, das hat meine Fremdsprachenkenntnisse beflügelt. Auch die Italiener und Spanier wollten lieber mit mir sprechen, weil ich so gut Französisch kann.
Meine letzte wirklich schwere Psychose hatte ich 2006. Vorher war ich einige Monate sehr aktiv in einem französischen Videochatraum. Neujahr 2007 wollte ich an einem Seminar für psychospirituelle Techniken teilnehmen. Leider war ich einen Tag vor Sylvester zum dritten Mal fixiert, also ans Bett gefesselt. Ich hatte dann etwa ein Monat lang keinen Stadtausgang und habe meinen französischen Videochatraum sehr vermisst.
Es gab in den vergangenen Jahren diverse Aufenthalte in sämtlichen Psychiatrien der Stadt, fast nur wegen Depressionen, nichts hat wirklich geholfen. Heute habe ich die Möglichkeit ein paar Stunden am Tag zu arbeiten, an meiner Kunst und mit meinen Schülern, ich unterichte seit 10 Jahren privat Englisch, Französisch und Deutsch. Das macht mir Freude. Ich bin seit etwa sieben Jahren in Rente, auf Dauer, es wird nicht mehr geprüft. Dazu bekomme ich Grundsicherung, die mit meinem freiberuflichen Einkommen verrechnet wird.
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